Dienstag, 9. Oktober 2012

Strike

Seine Seite schmerzt. Die Rippen. Vielleicht ein paar gebrochen. Als er versucht Luft zu holen, sticht es in den Lungen. Sein rechtes Bein verliert das Gefühl, nur das Pochen kann er spüren. Er atmet den Staub ein, der überall auf dem Boden zu finden ist. Es vermischt sich mit dem Blut auf seinen Lippen und hinterlässt einen grauen Film darauf. Er hört ihre Schritte. Sie kommen näher. Sie rennen nicht. Sie stolzieren. Weil sie sich sicher sein können.

Er war mal einer der Großen. Die Stadt war sein Kind und er hütete es mit Sorgfalt. Nicht immer wurde er zurück geliebt. Aber er war sich immer seiner Sache sicher. Keine Toten. Aber Gerechtigkeit. Schutz. Er nahm die Sache in die Hand. Und seinen Schläger. Er konnte damit umgehen. Als Kind war er immer mit seinem Vater auf dem Spielfeld. Sein alter Herr warf ein paar Curveballs und er versuchte sie zu erwischen. Und dann erwischten sie ihn. Er war ein guter Kerl, liebte seinen Sohn. Doch mit dem Geld hatte er es nicht so. Kam an die falschen Jungs. Verlor erst ein paar Zähne. Dann sein Leben. Sein Sohn behielt den Schläger.

Zeiten ändern sich. Heutzutage hatte jeder kleinkriminelle Teenager nen Colt in der Tasche. Die Angst vor der Dunkelheit verschwindet, wenn man die ganze Zeit auf Amphetaminen ist. Seine Reflexe lassen nach. Blaue Flecken bleiben länger. Sprints werden kürzer.

Ein letztes Ding. Eine Lagerhalle. Ein Geschäft, dass die ganze Stadt in den Drogensumpf stürzen wird. Er hofft auf den Überraschungsmoment. Kappt die Leitung zum Sicherungskasten. Er schaut auf sie herab. Er hört ihr Brüllen und das Klicken und Entsichern. Er springt. Landet auf dem Einen. Rammt dem nächstbesten seinen Schläger in die Seite. Will sich gerade umsehen, dann spürt er es. Direkt durch den Oberschenkel. Der Knall kommt erst später. Er knickt ein. Dann kommt der erste Schlag. Ins Gesicht. Er verliert das Gleichgewicht, stolpert. Sie treten auf ihn ein. Er findet in der Tasche noch eine letzte Spielerei. Er wirft es auf den Boden. Der Rauch und Gestank bieten ihm kurz Schutz. Er versucht zu rennen. Sinnlos, sein Bein trägt ihn nicht mehr. Ein paar Metern von ihnen entfernt, fällt er in den Dreck. Seine Rippen schmerzen.

Sie verhöhnen ihn. Seine Zeit sei schon lange abgelaufen. Sie werden ihn nun vom Leid erlösen. Und die Stadt von einem Spinner. Im Augenwinkel sieht er ihn. Auf dem Griff stehen noch die Initalen seines Vaters. Abgenutzt, aber klar lesbar. Er holt tief Luft, nimmt ihn in die Hand und richtet sich auf.