Freitag, 14. Oktober 2011

Lasst mich meckern

Vielleicht wird dieser Blog hier für mich nur ein "Ich reg mich über Sachen auf"-Ablagesystem. Nun denn. Fangen wir mit mir an. Ich reg mich drüber auf, dass ich lange nix mehr geschrieben habe. Zeit war da. Lust manchmal auch. Aber dann kommen immer die Verpflichtungen: Sozialer Umgang mit Menschen, Mitbewohner, verspätet noch Hausarbeiten fertig machen. Alles sowas. Ich würde gerne Besserung versprechen. Kann ich aber nicht. Ich lege mir nämlich gerade noch mehr Aufgaben zu. Ein Studienmodul mehr als ich müsste, vielleicht ein Nebenjob bei nem Radiosender, Aushilfe bei Bauhausfm und dann noch was mit Freunden unternehmen. Vorbei die Tage des stundenlangen Herumsitzen und über dämliche Randompics zu lachen. Ach, ja außerdem werde ich "Berufsblogger." Ich soll für die Uni Botschafter meine Erfahrungen und Erlebnisse hier in Text-, Bild- und Videoform festhalten. Krieg dafür sogar dafür Geld. Also wenn ich damit mal anfangen würde.... Demnächst dann.

So nun zu den anderen. Lasst uns meckern. Und zwar über Konzerte. Ich mag keine Konzerte. Also die meisten. Ausnahme ist der gottgleiche Olli Schulz. Bei ihm gibt es auch keine reinen Konzerte. Es ist eine Standup-show, es ist eine Lesung, es ist eine Gruppentherapie. Es ist mein jährliches Woodstock. So sinneserweiternd. Boah, wie ich mich auf sein Album freue:



Aber zurück zur Kernaussage. Ich war letztens auf dem Zwiebelmarkt-Konzert von Bosse und Samy Deluxe. Ich mag Bosse, auch wenn er mir in letzter Zeit zu sehr auf der Schnulzenwelle reitet.  Naja, anscheinend war ein Großteil von der Thüringer Jugend eher Anhänger des deutschen Hip Hops. Bosse wurde geduldet, aber größtenteils ignoriert. Und hier hatte ich folgendes Problem. Bosses Musik ist für mich von den Texten eher was intimes. Ich hör sowas für mich. Hier ist der Text wichtig, du willst ihn verstehen. Also ich krieg kein vertrautes Gefühl hin, wenn neben mir 16 Jährige Gespräche über die geile Abendplanung führen. Naja. Dann halt Samy. Ich kenn kaum Lieder von ihm. Im Grunde ist er mir egal. Trotzdem mitten ins Gedränge, weil das die anderen der Studentengruppe so wollen. Als 1,90m 2 Zentner Mensch macht mir das Drängeln durch Menschenmassen besonders viel Spass. 

Angekommen lerne ich 2 Typen Konzertbesucher kennen. Da gibts die Drängler, die sich noch mehr nach vorn bewegen müssen, obwohl man schon die Haare seines Vordermanns inhaliert. Und dann gibts die Spießer, die sich darüber tierisch aufregen und Diskussionen mit den Dränglern anfangen wollen. Find beide lächerlich und kann beide doch verstehen. Warum geht der Spießer auf ein Konzert und wundert sich dann, dass Vorne gedrängelt wird? Warum muss der Drängler noch weiter nach vorn? Hofft er auf Geschenke des Sängers? Auf Duettchancen? So und dann kommt der Samy auf die Bühne und dann gehts los. Handys raus. Muss ja alles festhalten in Foto und Videoform. Weil sonst vergisst man diesen Abend wieder. Ich kanns mir richtig vorstellen. Winterabend, vorm Kamin, Rotweinglas in der Hand und dann holt man sein Smartphone raus und scrollt durch hunderte verwackelte und überbelichtete Fotos, seufzt und erinnert sich an die tolle Stimmung damals. Wäre bloss dieser eine Drängler nicht gewesen.... Wisst ihr, liebe Konzertfilmer, wie man Musik und Konzerterinnerungen zerstört? So nämlich:



Und dafür verdeckt ihr meine Sicht auf die Bühne mit euren blöden Handys. Danke. Und so gehts mir immer auf Großraum-Konzerten. Tanzen kann ich allgemein nicht und wenn ichs versuche, beschere ich den Mädels hinter mir Besuche beim Orthopäden. Oh mein Gott. Warum bin ich so. Ich sollte Konzerte lieben. Ich sollte mehrere Konzertbändchen am Arm haben. Aber nein. Ich feier meine Musik auf den Weg in die Uni. Für mich allein. So unkompatibel. Mal wieder.

Lasst mich meckern. Ich habe meine Probleme mit Impro-Theater. Ich war heute bei einer Impro-Vorstellung. In einem Jugendtheater. Hab dafür Freikarten gewonnen. Das 2. Mal dass ich sowas sehe. Habs schonmal letztes Jahr in Berlin gesehen. War damals die Jugendgruppe der Gorillas. Und beide Male geh ich rein und freu mich. In meiner Darstellendes Spiel Zeit in der Schule hab ich das improvisieren geliebt. Und hier beginnt das Problem. Irgendwann bekam ich Lob. Und dieses Lob wuchs in mir zu einer Überzeugung heran. Und bis heute konnte ich sie nicht ersticken. Ich behaupte, ich bin gut im Improvisieren. Ich habs nie vor richtigen Publikum gemacht, ich war nie Teil eines Ensembles. Trotzdem hält sich dieser Glaube standhaft. Folge dessen: Ich gehe immer als ein Reich-Ranicki Verschnitt in diese Vorstellungen. Und dann beginnt die Tragödie. Ich sitze da und sehe wie die Schauspieler versuchen aus den Begriffen tolle Geschichten zu basteln. Und ich denke nach was ich machen würde. Und in meinen Augen scheitern sie an so vielen Sachen. Zu lange Pausen zwischen Sätzen, zu Sprunghaft, im Grunde erzählen sie keine Geschichte sondern hangeln sich von Satz zu Satz. Ab und zu lach ich mal, aber das eher wegen gelungenen Slapstick oder netten Soundeffekten.

Als ich dann das Theater verließ dachte ich darüber nach und suchte den Schuldigen. Ist es das Publikum, die Begriffe reinrufen, die keine großartige Kreativität zulassen? Oder sind es doch die Schauspieler, die einfach dann doch nicht schnell genug schalten können. Ich hatte sogar die Chance mich dieses Mal zu beweisen. Bei der letzten Nummer, konnte auch das Publikum mitmachen. Bin ich vorgegangen und hab den mal gezeigt was ne geile Show ist? Natürlich nicht, hab gekniffen.

Aber auch so wollte ich mich dieses Semester eigentlich mal an Impro-ausprobieren. Natürlich nur um kurz nach dem Entschluss festzustellen, dass die Übungstermine auf den Zeitraum auf ne Vorlesung fallen. Und dann auch noch die interessanteste des gesamten Semesters. Naja, dann vielleicht nächstes Semster. Und dann werde ich Theaterluft schnuppern und die Leute werden von überall kommen um diesen großartigen Wilhelm zu erleben, der ist nämlich unfassbar lustig und talentiert....

Nun gut. Ich bin fertig. Ach, ein letzte Anmerkung. Oh-Jonathan hat einen Blog aufgemacht. Was es da zu meckern gibt? Es ist tumblr... ich mag tumblr nicht sonderlich.

Und nun ein Lied. Es war mir wiedermal eine Ehre:


Bin kein Savas Fan. Doch dieses Ding. Groß

2 Kommentare:

  1. Ähm,
    Willi, ich hoffe, ich bin jetzt nicht zu direkt oder so...

    Aber wenn ich so eine Lebenseinstellung hätte, ich glaube, ich wäre schon längst gestorben.

    Ich meine:
    Du kannst wenigstens auf Konzerte gehen.
    Ich hab neulich ernsthaft überlegt, ob ich ein Hardcore Konzert für 6€ besuche, nur weil ich gehört habe, dass dort ein paar Leute hingehen, die ich kenne.
    Ich denke, du weißt ungefähr, wie viel ich mit Hardcore zu tun habe.^^
    Aber es ist nunmal so ziemlich das Einzige, was es hier gibt.
    Ich habs dann gelassen, aber nur, weil ich etwas Anderes zu tun hatte.

    Und dann dein Studium und das ganze Zeug.
    Weißt du, ich hab neulich eine Dokumentation gesehen und dachte mir so: "Jonathan, DAS ist dein Traumjob!".

    Aber wenn ich mir so anschaue, was du machst (Nebenjob im Radiosender, Berufsbloggen), dann denke ich mir: "Ok Jonathan, das bleibt zwar dein Traumjob, aber es gibt auch andere Dinge die absolut abgefahren sind und wenn du nicht Medizin studieren wollen würdest - Das wär dein Ding!"

    Und dann das Studieren an sich, du hast das erreicht, wofür ich 11,5 Jahre meines Lebens gearbeitet habe und immer noch arbeite.

    Freu dich bitte wenigstens ein bisschen darüber, einfach nur, um mir meine Illusionen nicht zu rauben.
    Ich meine, ich höre jeden Tag was von überfüllten Unis, steigenden NCs, langen Wartesemestern usw. .
    Ich bin mittlerweile soweit, dass ich sage: "Gut Jonathan, wenn das mit deinem Jahr in der Entwicklungshilfe vorbei ist und du trotzdem nicht angenommen wirst, dann machst du halt erst eine Ausbildung und studierst dann."
    Ich weiß sogar schon was für eine Ausbildung ich machen würde.

    Also, nur damit du verstehst, das Studium ist für mich sowas wie Smaugs Schatz für Thorin Eichenschild.
    Oder für dich:
    Das Studium ist für mich wie ein Heiratsantrag von Jean Grey für Logan.

    So.
    Ich hoffe du verstehst mich jetzt ein bisschen^^.

    Ansonsten viel Spaß und so und toller Blogeintrag.

    P.S.:
    Tumblr ist gut, ich hab disqus eingefügt, jeder kann Kommentare schreiben. °_°

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  2. Ich liebe es, wenn du meckerst :)
    Und du hast ja sooo recht: wenn die Konzerte-lieber-filmen-als-erleben-Leute mal die Handys runter nehmen würden, würden die es nicht mehr vergessen und brauchten keine Phones, um sich wieder hineinzuversetzen. SO!

    Und ich würde in jede deiner Impro-Vorstellungen kommen. Denn - und ich weiß, du verstehst das jetzt richtig - ich muss immer über/mit dir lachen!

    Ich wünsche dir viel Erfolg, nein, Spaß bei deinen ganzen To-Do-Dingern. An zweiter Stelle dann Erfolg.

    @ Jonathan: Lass ihn meckern, Willi wird alt ^^.

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