Sonntag, 4. Dezember 2011

Facepalm

“Facepalm (englisch face = ‚Gesicht‘ und englisch palm = ‚Handfläche‘) ist ein Begriff des 
Internetjargons. Hierbei wird die physische Geste beschrieben, in der eine Hand Teile des Gesichts bedeckt. Damit sollen verschiedene Gefühle (Scham, Verlegenheit, Skepsis, Frustration, Ekel oder Unglück) ausgedrückt werden.“ (Quelle: Wikipedia)
 
Vielleicht liegt es ja an mir. Wie soll ich denn eine Verbindung zu diesem Film aufbauen? Ich war nie ein Mädchen. Meine Oma war nie russisch-orthodox gläubig. . Meine Mutter hat mich nie als Model missbraucht für eindeutig pornographisch angehauchte Fotos. Und meine Mutter ist kein Arschloch. Daran muss es liegen. Nun ja, mit anderen Filmen und deren Protagonisten kann ich auch mitfühlen, obwohl ich nie Superheld war oder in einen Krieg verwickelt war. Aber was ist es dann? Ich hab da so ein paar Ideen…

Warum muss in „I´m not a f***ing princess“ jede Figur ein verdammtes Klischee sein? Da sehe ich den Künstlerfreund und Gönner der Mutter und denke mir noch „Mensch, wenn der die mal nicht betrügen wird.“ Halbe Stunde später zieht sie ein nacktes Mädel bei ihm aus dem Hinterzimmer. Oder ein Besuch in England. Punkmusiker. Die werden doch nicht etwa…. Oh, zu spät. Schon setzen sie das minderjährige Mädchen unter Drogen. Ich habe an sich kein Problem, wenn Filme auf Klischees zurückgreifen. Bei Komödien kann ich auch mal drüber lachen und bei dummen Actionfilmen auch sogar mal mit fiebern. Aber bei einem Film, der so ein ernstes Thema behandelt, wie das misshandelt werden durch die eigene Mutter, bleibt bei mir nur Unverständnis übrig.

Die Regisseurin Eva Ionesco verarbeitet in diesem Film autobiographisch ihr eigenes Leben. Sie hat all das erlebt. Umso mehr ärgert es mich, dass dieses ganze Thema so aufgearbeitet wird, dass bei mir nur Verärgerung übrigbleibt. Und zwar nicht über die scheußlichen Taten der Mutter. Sondern über diesen Film. Es arbeitet nichts auf. Es wird gezeigt wie die Fotos gemacht werden und wie die Tochter langsam daran zu Grunde geht. Aber wo bleibt die emotionale Tiefe? Wenn die Tochter rebelliert, heißt das, dass sie ihre Mutter Schlampe nennt. Pausenlos. Schlampe, Schlampe, Schlampe. Und ich denke mir, ist das alles? Und leider ist das wirklich alles. Ständiges Anschreien. Ständiges Wegrennen. Und wenn du mal rebellieren willst, Violetta, dann zieh doch endlich mal nicht mehr die Sachen an, die dir deine Mutter gibt. Sondern kehr zu deinen Klamotten deiner Oma zurück. Die hatte den besseren Geschmack. Überhaupt war die alte Dame am sympathischsten. Die läuft nämlich durch die Räume, schüttelt den Kopf und streut Salz durch die Gegend. Ich kann es nachvollziehen. Aber natürlich fällt sie auch der Maschinerie des Klischees zum Opfer. Sie stirbt. Samt Blut am Mundwinkel und schnurgerade auf dem Boden liegend. Und ich stütze mein Gesicht in meine Hände und weiß nicht, ob ich weinen soll, oder lachen darf.

4 Kommentare:

  1. Willi, so langsam bekomme ich Angst. Jedesmal wenn ich einen neuen Artikel von dir sehe, geht es um genau den Film, den ich entweder unbedingt sehen wollte oder gesehen habe und es sind ausschließlich die Filme, aus dem "kleine Kino an der Ecke". Verrückt :)
    Ok jetzt aber zum Film,den ich nur zur Hälfte gesehen habe. Ich kann deine Kritik vollkommen nachvollziehen. Einfach nur blödes An-der-Oberfläche-Gekratze. Ist ja auch egal, dass das Mädchen auf einemal halb nackt in die Schule kommt und keine Freunde in ihrem Alter mehr hat. Der Film hätte bedrückend wrden können, hätte die Abgründe der Mutter oder die Zerrissenheit des Mädchens zeigen können, aber nein, so hat man das Ding wenigstens komplett gegen die Wand gesetzt.

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  2. Die Sache ist die, dass wir in Weimar auch ein "kleines Kino um die Ecke haben" und im Mainstreambereich für die Seminargruppe noch nichts interessantes lief. Daher sinds immer eher die kleinen Dinger. Auch wenn ich endlich mal wieder nen richtigen Blockbuster erleben will.

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  3. Also war das Leben dieser Frau von vielen Klischees geprägt? Oder wurden sie nur eingearbeitet um das ganze filmtauglich zu machen?
    Wenn bei ernste Themen die Tiefe fehlt, ist das wirklich schlimm.:-(

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  4. Weiß nicht, ist bestimmt nichts für mich. Ich mochte "Die Geisha" auch nicht. Vielleicht schau ich ihn mal, aber sicher nicht für Geld im Kino.

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