Mittwoch, 7. Dezember 2011

Ra(s)tlos

Kritik zum Film "Cheyenne- This must be the Place"
Weils hier wirklich sehr sehr deutlich ist: SPOILER ALARM!



Irgendwas zwischen dem späten Ozzy Osbourne und dem frühen Robert Smith. Das scheint Cheyenne zu sein. Mit hoher und zittriger Stimme und Eyeliner unter den Augen verbringt er sein Leben als Rockstar im Ruhestand mit seiner liebevollen Ehe- und Feuerwehrfrau in einer Villa in Irland. Doch dann stirbt sein Vater und Cheyenne macht sich auf, dessen Lebensaufgabe zu übernehmen und den Nazi-Peiniger seines Vaters zu finden und zur Strecke zu bringen. Hört sich ein bisschen wie eine Idee von Tarantino an und lässt einen verrückten und herrlich skurillen Film vermuten. Doch so ganz werden diese Erwartungen nicht erfüllt, und ich zweifle, dass dies auch die Zielsetzung von „Cheyenne- This must be the Place“ ist.
Cheyenne ist mehr als eine Parodie auf alternde Rockstars. Er schafft es schweigend Geschichten zu erzählen. Sein Blick lässt erahnen, welche Zweifel und Ängste ihn auf der Suche nach Alois, dem Nazi aus Auschwitz begleiten. Gibt es Rache aus dem richtigen Zweck und an welchen Wert kann man messen, ab wann eine Schuld beglichen ist? Ich weiß es nicht, und genauso wenig scheint es Cheyenne zu wissen.

Irgendetwas stimmt hier nicht, ich weiß nicht was es ist, aber irgendwas stimmt hier nicht“-Cheyenne
Und genau dieser Satz bezeichnet mein Problem mit diesem Film. Es scheint im Grunde alles gut zu sein, aber doch stört mich da was.
Roadmovie-typisch stößt Cheyenne auf seiner Suche auf unterschiedliche Charaktere. Doch erklärt sich für mich kein Zweck. Was hat der schweigsame Indianer für eine Bedeutung? Welche Gefühle löst das Gespräch mit Alois Frau bei Cheyenne aus?  Ich habe leider die Vermutung, dass der Film all diese Charaktere mit hineinpackt, weil er denkt, dass er es muss. Weil er halt ein Roadmovie ist. Aber am Ende bleibt nicht mehr von den Figuren übrig als eine blasse leere Erinnerung.

Am Ende stellt Cheyenne endlich den Peiniger. Und er findet eine Lösung um die Schuld des Nazis zu begleichen. Zumindest er scheint damit zufrieden zu sein.  Ich bin es nicht. Wenn ich den alten, dürren Mann nackt durch den Schnee stolpern sehe, erinnert  das an die alten Aufnahmen von Auschwitz. Cheyenne scheint nach dem Leitsatz „Auge um Auge“ zu handeln. Und darin seinen Frieden zu finden. Mit sich, seinem Vater. Sogar mit seiner Vergangenheit. Wenn er am Ende sein Kostüm und Eyeliner ablegt, und er wieder „normal“ aussieht, dann frage ich mich ob er nur das wollte? Sein Kostüm ablegen. Ein Mann werden. Wenn man dafür alte Männer nackt in die Kälte schicken muss, dann zweifle ich, ob ich je ein Mann werden kann. Oder überhaupt werden will.


3 Kommentare:

  1. Hm also Wilhelm ich hätte jetzt Lust den FIlm zu sehen. Vielleicht hast du von den Personen, die die Hauptperson trifft, nur nicht die Bedeutung erkannt? Vll ist es ein Film, den man zweimal sehen muss?

    Ach und wie viele Kinofilme guckst du denn so in der Woche?

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  2. Das ja ne Kritik aus meiner Sicht. Meinen Ton hats nicht getroffen. Ist trotzdem jetzt kein Film, der richtig mies ist. Halt nicht meins, aber weit davon weg ein schlechter film zu sein.

    Und in der Regel ein Kinofilm in der Woche. Halt für mein Seminar. Mehr wäre auch garnicht so gut, weil einem dann die Lust vergeht

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  3. Also ich habe das Ende anders wahrgenommen. Ich hatte nicht das Gefühl das der alte Mann gezwungen wurde nackt raus zugehen. Denn Cheyenne hat ihn nicht bedroht, er hat nur mit ihm über sein Leben geredet und dabei hat der alte Mann sein Leben noch einmal reflektiert und hat sich dazu entschlossen das selbe durchzumachen was er anderen Menschen damals angetan hat. Cheyenne sagt bevor er mit dem Auto losfährt „Irgendetwas stimmt hier nicht, ich weiß nicht was es ist, aber irgendwas stimmt hier nicht" und dabei schaut er auf den alten Mann, ich glaube nicht das er das gesagt hätte, wenn er den alten Mann gezwungen hätte.

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