Samstag, 17. Dezember 2011

Judith ist dran (Türchen 16)


Leben in Zügen

Heute bin ich wieder Zug gefahren…

Zug fahren find ich furchtbar – mittlerweile ist es nicht nur sau teuer, nein, es nervt mich einfach, denn was soll man die ganze Zeit machen?? Still sitzen?? Ähm nope – ich glaube nicht…

Ich hab‘s mit Büchern probiert – sogar mit interaktiven Rätsel- und Knobelsachen - aber entweder hab ich das Buch in zwei Stunden durch oder nach 30 Minuten keine Lust mehr. Bücher lesen – FAIL!
Manchmal hat man ja Glück und jemand fährt mit, aber grad auf Dienstreisen, oder wenn’s heimwärts geht, sieht’s da eher schlecht aus… und Heimfahrten dauern immerhin sieben Stunden – einer der Nachteile an Mannheim/Frankfurt!! So, heut bin ich allein, was nun? Schlafen?? Wär ne Möglichkeit, aber bin leider zu wach um diese Uhrzeit… Filme schauen würde bestimmt jeder sagen, aber irgendwie bin ich da gänzlich untalentiert. Ich bin zu feige was runter zu laden, verliere tendenziell alles was klein ist (z.B. DVDs oder eine externe Festplatte) und heb mir den Speicher auf meinem Lap für anderes auf – also Filme schauen fällt weg. Nächste Möglichkeit: Zeit sinnvoll nutzen und z.B. für Klausuren lernen – dummerweise bin ich schon fertig mit studieren -.-

Also fängt man/ich an nachzudenken – über’s Leben und das Leben der anderen, die mit in der unmittelbaren Umgebung sitzen. Heut sitz ich in einem Abteil, mit mir ein Lockenkopf – scheinbar (Alt-)Student, irgendwas mit Kunst oder Philosophie würd ich tippen – und ein grinsender ergrauter alter Mann – definitiv Rentner. Der Kunst-Student hat das gleiche Handy wie ich vor sich auf dem Tischchen liegen: ein robustes Nokia, schlicht, einfach, no Kamera oder Farbdisplay dafür min. 5 Tage Akkulaufzeit – er weiß also was gut ist und ist somit automatisch sympathisch ^^ Der Rentner drückt mir gleich nachdem ich sitze eine Weihnachtskarte in die Hand und strahlt mich an. Etwas verdutzt sag ich Danke und werd ihm nachher wenn ich ausstieg die Packung MERCI, die noch in meiner Tasche liegt, schenken… Wisst schon: nehmen UND geben :-) vielleicht freut er sich – oder er ist Diabetiker und hasst mich dafür ^^
Ach, da steigt der Lockenkopf auch schon aus – kurzes Vergnügen, so ist das im Zug – Leute lernt man viele kennen, aber Freunde kann man hier nur schwer finden :/ naja, bleiben der Rentner und ich… er fährt allein, vielleicht zu seinen Kindern, Frau ist vielleicht schon tot – trauriger Gedanke!! Nach Kaiserslautern will er… ziemlich weit weg aber nicht so weit wie meine Ellis von mir… und zack – gleich fang ich an über MEIN Leben nachzudenken ^^ overFAIL – warum? “Wer zu viel nachdenkt, zergrübelt alles“ sagt meine Mum immer. Schlaue Frau ;D „kritisches Reflektieren“ ist allerdings eins ihrer Hobbies – vor allem wenn es um Dinge geht, die ich mache ^^ Ach, sie fehlt mir schon manchmal doch zurück zum Zugfahren!! Nervt einfach… ich finde während man Zug fährt, ist man im Nirgendwo – eine Grauzone im Leben! Man fährt von A nach B – an beiden Orten wartet jemand/etwas, man fühlt sich gebraucht, erwünscht oder einfach nur recht am Platz. Doch auf der Zugfahrt..?!? Man hat so wirklich keine Aufgabe, keinen Zweck zu erfüllen… Ob man da ist oder nicht – es interessiert einfach keinen!! Also fängt man an den Top5 oder so in seinem Handy SMS zu schreiben – doch die antworten meist nicht so schnell wie man gern hätte, was daran liegen könnte, dass sie grad nicht einfach nur irgendwo sinnlos rumsitzen sondern ToDos (oder einfach keinen Bock?!) haben … Schon ist man wieder am philosophieren und nachdenken, und dann denkt man übers nachdenken nach und alles wird immer verwirrender ^^

„Mein Leben in Zügen“ – So ein Buch wollte ich mal schreiben, über Gedanken, die ich mir im Zug machen… nicht nur über mich sondern auch über die Welt da draußen. Wisst schon, Klimakatastrophe, Prioritäten der Medien, Bildung und son Kram. Alles wovon man ein gefährliches Halbwissen hat aber dennoch denkt, wär man selbst Chef, würd alles besser laufen… Ohh da leuchtet mein Handy: 1 NEUE NACHRICHT!! Herzklopfen – warte nämlich auf etwas … Schade, ist was anderes, trotzdem auch gut!!^^

Ja ja… so geht’s mir beim Zugfahren. Wie geht’s euch dabei? Ähnlich oder bin ich voll der Freak?!:D

Kann aber auch sein, dass es bei mir nur so ist weil ich kein Internet hab :D hätt ich es, würde ich sinnvolleres machen wie Weihnachtgeschenke bestellen, ein Gedicht für Heiligabend suchen und lernen, schauen was am Wochenende in Mannheim geht, chatten oder youtuben…

LG Judy

4 Kommentare:

  1. Gut, 7 Stunden sind deutlich länger als die zwei, die ich fahren muss. Aber ich lese, schlafe, "belausche" andere beim Reden (belauschen ist eigentlich das falsche Wort, schließlich wissen die Leute ja, dass man zuhören kann), höre Musik oder erfreu mich an Wald und Wiese draußen.
    Zum Anfang meines Studiums wusste ich auch nichts mit der Zugfahrt anzufangen, bis ich gemerkt habe, dass mir eigentlich alles offensteht, bis auf Freunde/Familie.
    Ist natürlich bissl ungünstig, wenn man Bücher und Filme nicht infrage kommen.

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  2. Ich mag kein Zug fahren, weils zu teuer ist und zu lange dauert. Deshalb fahre ich immer mit Mitfahrgelegenheiten. Meistens ist es günstiger und man lernt immer wieder interessante Leute kennen, mit denen man sich dann während der Fahrt unterhalten kann. Ich habe damit bisher nur positive Erfahrung gemacht und langweilig wirds auch nie. ;)

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  3. Bei Mitfshrgelegenheiten stell ich mir immer 2 Probleme vor:
    1. Was mache ich, wenn ich den Fahrer total blöd finde und vll sogar beängstigend?
    2. ie fühlt sich so eine Fahrt an. Hat man das Gefühl, dass man ständig miteinander reden muss?

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  4. Das Problem hatte ich noch nie, dass der Fahrer komisch oder inkompetent gewirkt hat und wenn würde ich einfach nicht einsteigen. Meistens fahre ich auch öfters mit denselben Leuten, sodass man weiß was einen erwartet.
    Die Fahrten sind auch unterschiedlich, manchmal hat man sich viel zu erzählen und manchmal redet man nur das Nötigste. Wenn man keine Lust hat muss man ja auch nicht reden, sondern kann auch in Ruhe schlafen. Das Gute bei mir ist ich fahre meist nur 2 Stunden, sodass es nicht weiter schlimm ist, wenn ich mir mit den Mitfahrern nichts zu sagen habe. ;)

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